Dr. med. vet. Hans-Joachim Klein
Fachtierarzt für Pferde
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Tierärztlicher Notdienst (nur für Pferde)

Jakobskreutzkraut (JKK) auf unseren Pferdeweiden

von H.J. Klein (zuletzt überarbeitet im Dez. 2014)

Das Jakobskreutzkraut (JKK) hat sich bei uns in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Die Ursachen liegen in der oft extensiven Bewirtschaft unserer Pferdeweiden, wodurch die Ausbreitung des JKK beschleunigt wird, und in der häufig praktizierten Beimischung von JKK-Samen beim Begrünen von neu angelegten Straßenböschungen. Besonders die Jungpflanzen sind nicht immer so gut zu erkennen wie auf dem Bild links oben, die Jungpflanzen im folgenden Video sind sehr viel schwerer zu identifizieren.

In dem folgenden Video wird das Ausstechen des Jakobskreuzkrautes gezeigt:

Das Jakobskreutzkraut (JKK) hat sich in den letzten Jahren auf unseren Pferdeweiden stark vermehrt. Infolge dessen häufen sich die Berichte über Vergiftungsfälle mit dem hochgiftigen Jakobskreutzkraut (Seneciose). Das JKK breitet sich besonders auf extensiv genutzen Pferdeweide, an Wegrändern und an Böschungen aus. Für das leuchtende Gelb im Juli und August an den Böschungen neu erbauter Verkehrswege ist häufig das JKK verantwortlich. Aus der Sicht von Biologen hat das JKK auch Vorteile, es dient zahlreichen Insektenarten als Ernährungsgrundlage. Außerdem hat eine Straßenböschung mit blühendem JKK durchaus seine optischen Reize.

Beschreibung des Jakobskreutzkrautes

Das JKK gehört zur Familie der Korbblüter (Greiskraut) und ist eine zweijährige Pflanze. Bei Störung des Wachstum kann die Pflanze auch mehrjährig wachsen und wiederholt blühen. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis 120 cm, die Wurzeln reichen bis 30 cm tief in den Boden, sie dienen auch als Reserveorgan. Bei Wurzelverletzungen bilden sich neue Triebe. Beim Zerreiben der Blätter wird ein unangenehmer Geruch freigesetzt. Das JKK blüht zwischen Juni und Oktober, die Blüten sind leuchtend gelb, es sind Zungen oder Röhrenblüten mit 15 bis 20 mm breiten Körbchen. Die Anzahl der gelben Zungenblütenblätter liegt zwischen 12 und 15, allerdings haben die weitaus meisten Blüten 13 Blütenblätter. Das Frühlingskreutzkraut und das Raukenblättrige Kreuzkraut haben auch 13 Blütenblätter und können daran nicht vom JKK unterschieden werden, aber zur Unterscheidung von anderen großen gelbblühenden Pflanzen eignet sich das Zählen der Blütenblätter sehr gut. Ist sich ein Pferdebesitzer unsicher, ob es sich um JKK handelt, so ist höchste Vorsicht geboten, wenn die Blüten 13 gelbe, zungenförmige Blütenblätter haben! (siehe Bild unten). Dabei darf man sich nicht durch ein ausgefallenes Blütenblatt irritieren lassen (3).

Ein Teil der Samen fallen in die unmittelbare Umgebung der Mutterpflanze und ein anderer Teil fliegt abhängig von den Windverhältnissen bis zu 70 m weit, die Masse der Samen verbleiben aber im Umkreis von 10 bis 15 m von der Mutterpflanze, besonders dort ist mit der Ausbreitung der Pflanze zu rechnen. Die toxische Wirkung beruht auf seinem Gehalt an verschiedenen Pyrrolizidin-Alkaloiden (u. a. Jacobin, Senecionin, Retrorsin). Sowohl die Jungpflanze als auch die ausgewachsene Pflanze sind giftig. Das JKK enthält Bitterstoffe, die unsere Pferde bei ausreichendem alternativen Futterangebot davon abhalten, die Pflanze zu fressen. Allerdings enthalten die Jungpflanzen im Rosettenstadium zunächst noch eine geringere Konzentration dieser Bitterstoffe, das hat zur Folge, dass junge, noch unerfahrene Pferde das JKK im Rosettenstadium fressen. Im Heu und in Silage bleiben die Alkaloide erhalten und der unangenehme Geruch der Bitterstoffe wird von anderen Gerüchen überdeckt. Leider nehmen deshalb alle Pferde das JKK aus Heu oder Silage auf.

Symptome einer Seneciose (Vergiftung mit JKK)

Bei einem Pferd von 500 kg Körpergewicht muß nach der Aufnahme von 20 bis 40 kg Frischgewicht mit einer Seneciose gerechnet werden. Die Alkaloide kumulieren im Körper. Wird diese Menge in kurzer Zeit aufgenommen, kommt es zu einer akuten Vergiftung mit einer hochgradigen Leberschädigung, der Tod tritt dann innerhalb weniger Tage ein. Wird diese Pflanzenmenge innerhalb von Wochen oder Monaten aufgenommen, kommt es zu einer chronischen Vergiftung. Im Verlauf einer solchen chronischen Vergiftung kann es zu folgenden Symptomen kommen:

Therapie

Die Behandlung kann mit entzündungshemmenden Medikamenten, Flüssigkeitssubstition und Medikamenten zur Entlastung des Leberstoffwechsels versucht werden, sie bleibt aber in den meisten Fällen ohne Erfolg.

Vorbeugende Maßnahmen

Wegen der meist aussichtslosen Therapie kommt der Weidepflege eine ganz besondere Bedeutung zu. Alle Pferdeweiden sollten vor dem Austrieb auf das Vorhandensein des JKK kontrolliert werden. Alle Pflanzen des JKK sollten möglichst noch im Rossettenstadium möglichst vollständig incklusive seiner Wurzeln herausgerissen oder ausgegraben und vernichtet werden. Bei der Bekämpfung des JKK sollten Handschuhe getragen werden, da die giftigen Alkaloide über die Haut aufgenommen werden können. Zum Ausgraben des JKK im Lehmboden eignet sich der unten abgebildete sehr robuste Rex-Ampferausstecher besonders gut, bei leichteren Böden eignet sich der Unkrautstecher der Firma Fiskars. Der handgeschmiedete Rex-Ampferausstecher kann beim Bioland Hof Jebbel bestellt werden. Das Entfernen von nachgewachsenem JKK sollte in regelmäßigen Abstand erfolgen.

Weiden sollten regelmäßig ausgemäht, gedüngt und eventuell auch nachgesäht werden. Je besser der Grasbewuchs ist, desdo mehr wird das JKK zurückgedrängt. Bei sehr starkem Bewuchs mit JKK sollte nach Rücksprache mit dem zuständigen Pflanzenschutzdienst eine chemische Bekämpfung durchgeführt werden. Die chemische Bekämpfung ist im Rosettenstadium bei einer Wuchshöhe von 15 cm am günstigsten, das ist in der Regel kurz vor dem üblichen Weideaustrieb. Da die absterbenden Pflanzen eine Lücke hinterlassen, in der im Boden vorhandener Samen des JKK schnell keimen kann, wird eine Nachsaat mit Grassamen empfohlen. Dazu eignet sich Deutsches Weidelgras besonders gut, das in der Jugendentwicklung eine große Konkurrenzkraft hat. Da die Blüte des JKK Mitte Juni beginnt, hat es auf gut gepflegten Weiden kaum eine Chance, sich auszubreiten.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Pferden, die aus anderen Gründen kein Gras fressen dürfen, Auslauf auf nicht bewachsenen Flächen geboten wird und am Rande für diese Pferde gerade noch erreichbar JKK wächst. Diese Pferde haben oft einen so großen Heißhunger auf frisches Grün, dass sie dann auch das bitter schmeckende JKK fressen. Fallen größere Mengen des JKK zur Vernichtung an, eignet sich dafür eine Biogasanlage gut. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass dadurch die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren.

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